Klingelbeutel
und Ablasshandel
waren erfolgreich

Schleswig

Nicht nur die letzten Strohreste am Portal erinnern noch an den Turmmarkt vom Wochenende: Die Organisatoren erhalten fortlaufend positive Rückmeldungen und haben sogar von einem Pärchen gehört, dass sich auf dem Markt kennen gelernt hat. Für die Sanierung des Domturmes ist eine Spende in Höhe von 2000 Euro zusammengekommen. Darüber – und über die gute Zusammenarbeit – freuen sich (von links) die Pastoren Christiana Lasch-Pittkowski und Joachim Thieme-Hachmann, Thorben Heße von Mittelalterland.de, Pastor Michael Dübbers und Jens Nielsen von der Agentour Zeitensprung. Der nächste Turmmarkt folgt am 26. und 27. April 2014 – dann vielleicht mit Hochzeit.

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SCHLESWIGER NACHRICHTEN

Mit Ablassbriefen zur Turmsanierung

08. April 2013 Von Maike Krabbenhöft

Der erste mittelalterliche Markt rund um den Dom lockte viel Publikum an und sensibiliserte für die baulichen Probleme der Kathedrale
Schleswig. Der niederländische Zauberer Robert Blake war am Wochenende der Publikumsmagnet auf dem ersten historischen Turmmarkt zu Füßen des Schleswiger Doms. In seiner "Magic Show" begeisterte er nicht nur mit seinen Tricks, sondern wickelte das Publikum mit Charme und Witz um den Finger. Als etwa einer Frau "Oh Gott" entfuhr, als er sie auf seine "Marktbühne" bat, entgegnete er: "Das ist das erste Mal, dass eine Frau Gott zu mir sagt". Als er dafür viel Gelächter erntete, setzte er einen drauf: "Ihr seid das beste Publikum, das ich je hatte - heute Nachmittag."

Neben dem Zauberer lockten auch viele Händler und Künstler hunderte Besucher auf den Mittelaltermarkt, der von Jens Nielsens Agentour Zeitensprung in Zusammenarbeit mit Thorben Hesse von Mittelalterland.de, einer Onlinefirma für Zelte und Gewandungen, organisiert wurde. "Als gebürtige Schleswiger sind wir gemeinsam zur Schule gegangen, haben uns danach aber aus den Augen verloren und erst letztes Jahr nach 25 Jahren wieder getroffen", sagte Hesse. Nach der Wiedervereinigung waren sie sich rasch einig, etwas für das "Schleswiger Städtchen tun zu wollen". Da das hässliche Gerüst vor dem Domportal sofort ins Auge springt, "kamen wir auf die Idee, Geld für die Sanierung des Turms zu sammeln und gleichzeitig die Leute für das Thema zu sensibilisieren".

Die Unterstützung der drei Dom-Pastoren hatten sie schnell, "auch wenn sie beim Thema Ablassbrief erst ganz schön geguckt haben", schmunzelte er. Sobald aber geklärt war, dass der Erwerb des Ablassbriefes nicht von Sünden befreit sondern lediglich die Strafe erlässt, "mit Schwielen an den Händen die Reparaturen am Turm des Schleswiger Doms in mühsamer Eigenarbeit abzuleisten", erhielten er und Nielsen ein Okay. So durften an beiden Tagen mehrere Ablasshändler wie Marc André Hansen ehrenamtlich Spenden in Form von Ablassbriefen sammeln. "Die Spendenbereitschaft ist gut, ich habe bestimmt 50 Briefe verkauft", so Hansen.

Ebenso zufrieden zeigte sich der sechsjährige Johannes Melfsen, der bei "Thörbjörgs Hexenkessel" den Raben per Feuerball in den Suppentopf beförderte und zur Belohnung eine Tröte erhielt. "Wir sind das erste Mal auf einem Mittelaltermarkt dabei. Bisher waren wir nur Besucher", so Melanie Stübner, die zusammen mit ihrem Mann den Hexenkessel betreibt. "Uns ist immer aufgefallen, wie wenig diese Märkte für Kinder anbieten und das wollten wir ändern". Mit der Resonanz sei sie sehr zufrieden, auch "wenn vor allem Erwachsene auf die Hexe werfen". Ganz auf Kinder eingestellt war auch Burghard Koschek von der Wikinger-Holzschwerschmiede. Dort zeigte er dem achtjährigen Joost Oberdörfer, wie er sein Holzschwert eigenhändig glätten kann. Dafür hatte er extra eine kleine Werkstatt aufgebaut, stellte allerdings fest: "So viele Kinder sind nicht unterwegs, denn so ein Markt ist immer sehr wetterabhängig, und es ist heute ziemlich kalt".

Das Urteil der Besucher war einhellig: "Der Turmmarkt im Schatten des Doms ist absolut gelungen", so Cordula Rohrmesser, die mit den zwei Kindern Niels (5) und Elin (2) unterwegs war. "Schön, das alles zum Anfassen ist und die Kinder viel spielen können", waren sich auch Monika Minich und Katrin Höper einig, deren Kinder Colin und Bea (beide vier) Spielwaffen ausprobieren konnten. Organisator Thorben Hesse zeigte sich sehr zufrieden und dankte den vielen Helfern, die den Markt erst ermöglicht hätten, indem sie "zum Beispiel Feuerholz bereitstellten oder Strohballen anlieferten". Auch das Drucken der Plakate und Flyer sei kostenlos erfolgt. Für die geplante Neuauflage des Turm-Markts "brauchen wir noch Sponsoren, die Gelder bereitstellen". Sonst müsse man "einen symbolischen Euro Eintritt nehmen".